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Achtung: Alemanne am Telefon

Seit über dreißig Jahren bin ich nun wieder in Berlin, habe mir aber das auch im Alemannischen Sprachraum übliche „Grüß Gott“ erhalten. Am Telefon entsteht dann manchesmal so oder so ähnlich ein Gespräch:

 

  • Rechtsanwalt Andreas Jede, Grüß Gott.
  • Wenn ich ihn treff!
  • Oh! … Pause … Hatten Sie Deutsch als Leistungskurs?
  • Nee, wieso?
  • Das ist kein Imperativ, sondern ein Optativ[1]]
  • Wie bitte?[2]
  • Es ist eine Wunschform, grammatisch im Konjuktiv Präsens – im Sinne von „Gott möge Dich segnen“
  • Dann müßte es doch aber „Gott Grüß“ heißen?“[3]
  • Da ist sich die Sprachforschung wohl nicht ganz sicher. Man vermutet, daß es mit der Mission irischer Mönche in Süddeutschland zu tun hat, da der Gruß nur in deren früherem Missionsgebiet üblich ist. Im Irischen wird das Subjekt grundsätzlich hinter das Verb gesetzt, also „Grüß Gott“ [4].
  • Es gibt dazu auch interessante Karten[5], welcher Gruß in Deutschland wo gebräuchlich ist, südlich der Linie Stuttgart – Würzburg – Hof  ist das „Grüß Gott“ und seine Abwandlungen wie „Gruezi“, „Grüß Euch“, etc., üblich.
  • Na ja, gut. Aber wie soll „Er“ mich denn grüßen?
  • Das ist einfach eine sehr alte Segensformel, die wohl auf Aarons Segen 4. Mose 6, 22ff zurückgeht:
    24 Der Herr segne dich und behüte dich.
    25 Der Herr lasse sein Angesicht über dich leuchten und sei dir gnädig.
    26 Der Herr wende sein Angesicht dir zu und schenke dir Heil.
  • In Grimms Wörterbuch heißt es dazu  „gott als die menschen grüszend erscheint dem lat. dominus tecum entsprechend in der heute in Süddeutschland weit verbreiteten gruszformel: gott grüsze dich, grüsz gott usw., d. h. gott sei dir wohl, helfe dir“[6]
  • Damit will ich aber nichts am Hut haben!
  • Das muß man auch nicht. „Wenn in Bayern auch der hartgesottenste Atheist seinen Mitmenschen mit einem “ Grüß Gott “ begegnet, kann man dies unter Brauchtum jenseits von Bekenntniszwang buchen, ähnlich wie das Kreuz um den Hals mancher ungläubigen Schönen. „[7]
  • Andere Länder, andere Sitten.
  • Ja, da wo ich sozialisiert wurde, feiert man die alte Fasnet (oder auch Burefasnet = Bauernfastnacht) Samschtig und Sundig (am Samstag und Sonntag) nach Aschermitwoch, dieses Jahr am 25. und 26. Februar und verhöhnt den neuen Fasnet- Termin[8] als Pfaffen-Fasnet.
  • Worum gings eigentlich?
  • Ja, ich hab‘ da ‚mal ne Frage!
  • Sobald Sie unser Mandant sind, habe ich mit der Beantwortung von Fragen am Telefon keine Probleme. Falls Sie nicht vorbeikommen möchten, bietet sich unsere gebührenpflichtige Rufnummer 09001/ RA 4 YOU = 09001/ 72 4 968 (2,99€/Min aus dem Festnetz; ggf. abweichende Preise aus Mobilfunknetzen) für Auskünfte an.
  • Ach, so wichtig ist es doch nicht. Wiedersehen!
  • Ich danke Ihnen für die Idee zu einem Beitrag auf unseren Blog, Helau!

Beitrag zum Karneval Fasching Fasnet

  1. [1]O.K. manchmal will ich einfach ein A… sein :-)
  2. [2]Na bitte, es geht doch!
  3. [3]Au, der Mann kann doch Grammatik ;-)
  4. [4]Wiki Grüß Gott
  5. [5]Atlas zur deutschen Alltagssprache
  6. [6]Das Deutsche Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm
  7. [7]Lutz Lemhöfer, Zeit 1995
  8. [8]Konzil von Benevent 1091