Gedanken für die neue Woche 9
Die Forderung nach Transparenz wird gerade dann laut, wenn es kein Vertrauen mehr gibt. In einer auf Vertrauen beruhenden Gesellschaft entsteht keine penetrante Forderung nach Transparenz. Die Transparenzgesellschaft ist eine Gesellschaft des Mißtrauens und des Verdachts, die aufgrund des schwindenden Vertrauens auf Kontrolle setzt. Die lautstarke Forderung nach Transparenz weist gerade darauf hin, dass das moralische Fundament der Gesellschaft brüchig geworden ist, dass moralische Werte wie Ehrlichkeit oder Aufrichtigkeit immer mehr an Bedeutung verlieren. An die Stelle der wegbrechenden moralischen Instanz tritt die Transparenz als neuer gesellschaftlicher Imperativ.[1]
- [1]Byung-Chul Han, Transparenzgesellschaft↩
Manche Lektüre muss eben länger liegen, um zu reifen. Gut gemacht!
Tja, Transparenz ist d a s Allheilmittel gegen alles. Es kommt nicht mehr darauf an, was man denkt, sondern nur noch, wie man handelt; offen, durchsichtig und ersichtlich für jeden muss es sein. Vor allem für die Unwissenden, Unzuständigen und Unzulänglichen. Schon `mal probiert: was durchsichtig ist, ist inhaltsleer. Nicht der Inhalt sondern die Art und Weise, die Form entscheidet. Und diejenigen, die vehement der Transparenz hinterherrennen, fordern damit nur Kontrolle von jedem über jedes. Man vertraut sich nicht mehr, man kontrolliert einander. „Vertraue, aber prüfe es“ (oft übersetzt als: „Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser“) sagte oft ein Herr Uljanow – so sagt man.
Tolle Aussichten!
Trotzdem oder gerade deshalb frohe Weihnachten!
🙂
A.a.O. S. 68: